Montag, Mai 25, 2009

Benedikt Superstar

Wenn man an die katholische Kirche denkt, dann erscheint vor dem inneren Auge ein riesiger Felsbrocken, der bewegungslos den Stürmen der Zeit trotz und an dem jede noch so große Welle hoffnungslos zerschellt. Doch steter Tropfen höhlt den Stein und verändert damit das Erscheinungsbild. Fangen wir ganz oben an und betrachten Gottes Vertreter auf Erden, seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. Vor Jahrzehnten noch stand dieser Titel für Unfehlbarkeit, Erhabenheit und Unnahbarkeit. Wenn man heute einem Gottesdienst beiwohnt, nehmen wir den letzten katholischen Weltjugendtag in Deutschland, dann ist von Weitem nicht zu sagen, ob gerade der Papst oder Tokio Hotel auf der Bühne steht. Die kreischenden Jugendlichen und leicht bekleideten Teenager in den vorderen Reihen würden eher auf letzteres schließen lassen. Aber nein, heutzutage ist der Papst ein Superstar, ein Idol, ein Anlass für eine ausgedehnte Party. Da muss man einfach mal dabei gewesen sein.
Selbst die Verantwortlichen können nicht so verblendet sein und glauben, dass sich die Jugendlichen in der Nacht davor im Zelt an die Regeln von diesem Papst gehalten haben. Kein Sex vor der Ehe? Ich bitte Sie! Wenn nicht vor der Ehe, wann denn dann? Oder um es mit den Worten von Volker Pispers zu sagen: "Das einzige, was ich von katholischen Veranstaltungen weiß, ist, dass von dort immer mehr zurückgekommen als hingefahren sind!"
Zu kirchlichen Events zu gehen, ist vergleichbar damit, "Grün" zu wählen. Schnell ein Kreuzchen setzen und dann ab mit dem Flieger nach Malle. "Die Ideen sind ja gut! Da stehe ich voll dahinter!" Aber doch bitte nicht umsetzen. Sind Sie denn wahnsinnig!?

Freitag, Mai 15, 2009

Das Auge der Menschheit

Der 14. Mai 2009 wird als ein historischer Tag für die Erforschung des Weltraumes in die Geschichte eingehen, denn die ESA hat ein neues Weltraumteleskop in die orbitale Umlaufbahn der Erde geschossen. Das nach Wilhelm Herschel, dem Entdecker des Uranus und der ersten extrasolaren Sternenhaufen, benannte riesige Fernglas ist das Nachfolgemodell des Hubble-Teleskops, das seit nunmehr fast 20 Jahren das Auge der Menschheit in die unendlichen Weiten des Weltraumes ist.
Das neue und deutlich leistungsstärkere Teleskop lässt die Herzen aller Forscher höher schlagen, denn nun soll es möglich sein, bis an den Anfang der Zeit zu sehen. Doch was werden wir dann sehen? Ein göttliches Wesen, das mit einem Streichholz versehentlich das interstellare Gas entzündet und damit den Urknall auslöst? Oder am Ende vielleicht noch uns selbst, wie wir fasziniert durch das Fernglas schauen? Zugegeben ... letzteres ist eher unwahrscheinlich, da ein Blick durch ein Teleskop immer ein Blick in die Vergangenheit ist.
Ein anderes Ziel der Forscher besteht darin, auf Planeten außerhalb des Sonnensystems zu spionieren und nach Anzeichen für Leben und Zivilisation zu suchen. Das erscheint heutzutage interessanter denn je, denn vielleicht haben ja die Klingonen oder Romulaner Interesse an einem Einstieg bei Opel.
In müßigen Stunden verändern dann die Wissenschafter ihr Forschungsgebiet und richten das neue Teleskop auf die deutschen Ostseestrände. Und wer sich immer schon gefragt hat, warum so viele Urlauber am Strand unter Schirmen liegen, der kennt jetzt die Antwort: Man weiß ja nie, wer von oben zuschaut!

Dienstag, Mai 12, 2009

Johannes Pfuhl, der erste persische König

Wann wurde Karl der Große geboren?
Wie hieß der erste persische König?
Wann und wo starb der Bildhauer Johannes Pfuhl?
Das wissen sie nicht!!! Dann sollten sie die folgenden Zeilen aufmerksam durchlesen.

Das Problem der geschichtlichen Unwissenheit beginnt früh, es beginnt in der Schule. In der Tat ist es beeindruckend, wie es Geschichtslehrern gelingt, den Schülern eines der faszinierendsten Wissensgebiete so zu vergraulen, dass viele erst nach ihrer Schulzeit Zugang finden und reges Interesse daran entdecken. Denn Geschichte ist genau das nicht, was in der Schule mühsam versucht wird zu vermitteln: Daten, Zahlen, Fakten. Geschichte ist alles andere. Geschichtliche Entwicklungen und Begebenheiten basieren vor allem auf Emotionen, Zufällen und gebündelten Kausalitätenknäulen, die erst mühsam entwirrt werden müssen und vor allem auf der Interpretation der Überlieferungen. Historische Ereignisse werden in der Regel durch den Sieger oder deren Lakaien geschildert und unterscheiden sich mitunter erheblich von den tatsächlichen Geschehnissen. Hans Mommsen formulierte diesen Punkt sehr treffend, indem er konstatierte: Der größte Feind des Historikers ist der Zeitzeuge.
Trotz dieser kleineren Schwierigkeiten ist die Beschäftigung mit der Geschichte ein ungemein reizvolles Thema, da es den Menschen aus seiner "Nur-Gegenwart" erlöst und einen Blick auf den Lauf der Dinge zulässt, welche die Lebenszeit eines Menschen unbedeutend übersteigt. Man bekommt eine Spürung des unendlichen Werdens und lernt die eigene Zeit als etwas Dynamisches verstehen. Daher sind Zahlen und Fakten wie Schall und Rauch, solange man nicht Karl den Großen im 19. Jahrhundert und Johannes Puhl als den ersten persischen König vermutet.

Dem geneigten Leser seien dann aber doch noch die vorangegangenen Fragen beantwortet: 747, Kyros II., 1914 in Baden-Baden.

Freitag, Mai 08, 2009

Die Weisheit der Mathematik

Viele Menschen gehen, wenn sie das Wort "Mathematik" hören, automatisch auf Tauchstation. Sie fühlen sich zurückversetzt in die eigene Schulzeit, wo der Mathematiklehrer, vor der Klasse auf und ab schreitend, in Fritzchen Müller bohrte, wie wohl die 3. Binomische Formel laute. "Das solltest du aber wissen" kam dann die Antwort vom Lehrer, denn "Mathematik ist nur der gesunde Menschenverstand", was Fritzchen wohl erahnen ließ, dass er über diesen nicht verfügte.
Nun ist es so, dass sich die Zeiten ändern und damit offensichtlich auch dieses Klischee, denn eine aktuelle Studie hat überraschendes ans Tageslicht gebracht. Nach Sport ist die Mathematik das beliebteste Fach in der Schule - unglaublich, aber wahr, wie sich dieses einstige Hassfach vieler Schüler zur Lieblingsbeschäftigung gemausert hat. Diese Wissenschaft bietet dem Interessierten auch ausgesprochen viel, denn schon Johannes Kepler sagte: "Die Mathematik allein befriedigt den Geist durch ihre außerordentliche Gewissheit." Die scheinbare Härte und kalte, konsequente Logik, die der Mathematik eigen ist, kann zuweilen schnell umschlagen, wie Philibert Dupanloup, der frühere katholischer Bischof von Orléans, feststellte: "Das Studium der Mathematik führt, indem es die Empfindsamkeit und die Einbildungskraft unterdrückt, bisweilen zu einem schrecklichen Ausbruch der Leidenschaften." Wie schön, dies aus dem Munde eines Geistlichen zu hören. Die Mathematik erklärt anscheinend nicht nur die Welt, sie führt auch Unvereinbares zusammen.
Um jedoch allen die Schönheit der Mathematik zugänglich zu machen, darf auch unser kleines Fritzchen nicht vergessen werden. Denn "... die Mathematik lehrt uns", wie Gabriel Laub sagte, "dass man Nullen nicht übersehen darf."