Dienstag, Juli 20, 2010

Bio-Shopping

Haben sie mal wieder das Bedürfnis, ihren Horizont zu erweitern und über den Tellerrand hinaus zu blicken, Neues und zuweilen auch Skurriles zu erleben, sich abzusetzen vom Mainstream und einzutauchen in die nonchalante Dekadenz besserverdienender Nonkonformisten. Dann geht doch nichts über einen gediegenen Einkauf im Bio-Supermarkt. Gemeint sind hier nicht die Pseudo-Bioecken in Aldi-Discountern und Co, sondern die 100%-prekariatfreien Läden, in denen das preiswerteste Bier 1,29 Euro kostet und das stille, natriumarme Wasser vor dem Abfüllen 2 Stunden mit Mozart beschallt wurde.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Natürlich ist das Essen im Biomarkt besser, schmackhafter, weniger belastet und ein Einkauf hier ist zudem ein meditatives Erlebnis, das den Käufer mit sich und der Welt versöhnt. Dass man dafür ein doppelten oder dreifachen Preis bezahlt, wird nicht als kleines Übel, sondern vielmehr als notwendiger Diskrepanzmechanismus betrachtet, der den Einkauf zu einem nachhaltigen Erlebnis macht. Diese neue "Generation Bio", die für Lebensmittel ohne Chinolingel, Carrageen und Pökelsalz viel Geld ausgibt, kann auch für sich Anspruch nehmen, Kindern mit halbwegs guten Gewissen Gummibärchen zu geben, ohne das diese danach tagelang im Sechseck springen.
Dabei nimmt man dann auch gerne mal in Kauf, dass an der Fleischtheke die Wahl zwischen dem handgestreichelten Bio-Schwein aus Norditalien und dem Galloway-Rind aus ganzjähriger Freilandhaltung in den schottischen Highlands eine halbe Lebensentscheidung des Kunden vor einem wird.
Nun ... letztendlich scheint es nicht die schlechteste Idee zu sein, sein Wohlverdientes in gutes Essen zu investieren, anstatt es auf der Bank zu horten, denn wie ein weiser Mann einmal sagte: Wichtiger als das, was wir hinterlassen, ist die Art, wie wir gelebt haben.
Na dann: Guten Appetit!