Montag, März 23, 2009

Geistiges Niemandsland

Nach den immer wiederkehrenden Tragödien, die sich an deutschen Schulen abspielen und gegen die wir als Gesellschaft scheinbar völlig machtlos sind, stellen sich besorgte Eltern die Frage, wohin nur mit den Kindern. Entweder an die stark selektierenden staatlichen Schulen, wo Psychopathen jederzeit Tor und Tür offen steht oder sollte man sie doch lieber in private Bildungseinrichtungen, idealerweise mit reformpädagogischen Ansätzen, schicken. Schnell rückt dabei die Waldorfschule, diese mystifizierte, nach Heimat und Geborgenheit klingende, Jugendbegegnungsstätte mit pädagogischem Auftrag, ganz nach oben auf die Wunschliste besorgter Eltern. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, denn es ist nicht alles pädagogischer Sonnenschein, was durch hochpolierte Internetauftritte glänzt. Zunächst stammt der wohlklingende Name "Waldorf" vom Zigarettenkonzern "Waldorf-Astoria", was wohl noch angehen mag, solange der Anwuchs das Zeug nicht rauchen muss. Nachdenklich sollten allerdings die Ansichten des Waldorfgründers Rudolf Steiner stimmen, dessen esoterisch-okkultes, nach Rassen gegliedertes, Menschenbild sich in den Lehrplänen fortsetzt und sich im allgegenwärtigen Kult um seine Person manifestiert. Steiners Lehren und deren pädagogisch-didaktische Umsetzung sind ebenso aktuell, lebensnah und wissenschaftlich fundiert, als wollte man in der Bibel nachschlagen, wie ein Navigationsgerät funktioniert. Nun ... es ist daher nicht schwer vorauszusagen, dass die schulische Reise etwas länger dauern wird, wobei das Erreichen des Ziels nicht unbedingt vorausgesetzt werden kann. Nicht immer ist "der Weg das Ziel", denn hin und wieder ist es ganz nett, zumindest einmal irgendwo anzukommen. Nur hoffentlich nicht in diesem geistigen Niemandsland!

Sonntag, März 08, 2009

Per Anhalter durch das Sonnensystem

Douglas Adams hat es hinreichend beschrieben: Handtuch unter dem Arm, elektronischen Daumen ausfahren und schon wird man von einem vorbeifliegenden Raumschiff mitgenommen. Allerdings darf man nicht als zu wählerisch sein, wenn man per Anhalter die Geheimnisse des Universums erkunden möchte. Was sich hier nach Science Fiction anhört, wird demnächst für die stolzeste Raumfahrtnation der Welt, die amerikanische Raumfahrtorganisation NASA, harte Realität sein. Spätetsens nach den tragischen Katastrophen der Raumschiffe Challenger und Columbia wurde allen klar, dass die in den späten 70er Jahren gebauten Raumgleiter reif für das Museum sind. So sollen dann auch im nächsten Jahr die drei verbliebenen Shuttles genau dorthin gebracht werden, bevor sie vollständig auseinander fallen. Wer dabei den Weg der Raumschiffe ins Museum nachvollziehen möchte, der folge einfach der Spur der verlorenden Hitzekacheln auf der Straße.
Nach der Pensionierung ihrer Weltraumflotte wird den Amerikanern nichts anderes übrig bleiben, als vorsichtig bei der ESA oder den Russen anzufragen, ob denn nicht ein Plätzchen beim nächsten Start frei wäre, um zur ISS zu gelangen. Amerikas Gang nach Canossa.
Auf ein neues Raumschiff werden die Bürger der chronisch klammen USA noch lange warten müssen. Das "Venture Star" X-33-Projekt wurde aufgrund technischer Schwierigkeiten und leerer Kassen 2001 aufgegeben. Der aktuelle Nachfolger des Spaceshuttles, das Orion-Raumschiff, ist momentan nur Theorie. Hoffen wir, dass, falls es jemals umgesetzt wird, Wolfgang Völz noch zur Verfügung steht, um die Leitung der Raumpatrouille Orion zu übernehmen.

Sonntag, März 01, 2009

Opel darf nicht sterben

Das Traditionsunternehmen Opel gehört zu Deutschland wie Wernersgrüner Bier, Sauerkraut und Fußball. Nicht nur die Modelle wie Kadett A-D, Ascona oder Commodore (nicht zu verwechseln mit dem späteren Computer) haben den deutschen Autofahrer maßgeblich geprägt, nein, vor allem der legendäre OPEL GT 1900, in Metallicblau natürlich und mit 90 PS war eine Art mobile Kulturrevolution. Der biedere Autobauer mit einer Modellpalette für den gesetzten Herrn von damals brachte ein Gefährt auf den Markt, das über Nacht zum Sehnsuchtsziel eines jeden Jugendlichen wurde. Jeder wollte mitfahren oder sich zumindest einmal reinsetzen und das Holzlenkrad berühren. Während Willy Brandt seine Ostpolitik voranbrachte und Rainer Langhans und Uschi Obermaier die sexuelle Revolution propagierten, dröhnte aus den Boxen des GT "All you need is love". Dach ab, Schlafaugen auf (natürlich auch am Tag) und aus Platzgründen den Kumpel stehengelassen, da man den Sitz des Beifahrers an eine blonde Schönheit vergeben hatte, war man von 0 auf 100 in einer anderen Welt. Man war der König, die personifizierte Freiheit, das sexuelle Zentralgestrin des Universums. Man war der Herr der Welt, zumindest solange noch Benzin im Tank war und die Elektrik funktionierte. Aber auch am Straßenrand, locker ans Auto gelehnt, mit einer Hand in der Hosentasche der kurzgeschnitten Jeans, rauchend und wartend auf den Abschleppdienst, war man der Inbegriff, ja die Verkörperung der 70er Jahre - ein Rebell.