Montag, April 27, 2009

Mythos Atlantis

Schon seit je her sind viele Menschen mit ihrem Leben unzufrieden. Sie sehnen sich weit fort, an einen anderen Ort, in eine andere Zeit, in eine perfekte Gesellschaft. So alt wie die menschliche Geschichte, so alt ist auch der Mythos "Atlantis". Er hat sich eingebrannt in den kulturellen Geist der Völker und so alle Stürme der Geschichte überstanden. Generationen von Forschern und Abenteurern hat Platons Beschreibung von Atlantis inspiriert, ihr Leben nur einem Ziel zu widmen: Die Grundmauern dieses legendären Staates zu finden. Und legendär ist Atlantis im wahrsten Sinne des Wortes, denn schon zu Lebzeiten Platons war die Insel seit 9000 Jahren im Meer versunken. So zumindest schreibt es der griechische Philosoph in seinen Versen.
Seitdem wurde Atlantis schon viele Male gefunden: in Malta, in Kreta, auf den Bahamas, in Kuba, unter den vereisten Flächen der Arktis oder wahlweise Antarktis und zuletzt sogar in Schweden. Platon hatte in seiner Beschreibung offenbar recht, als er Atlantis als ein Weltreich beschrieb. Dadurch wird die Suche nach dem versunkenen Staat zu einem Hobby für jedermann. Ein paar undatierte Steinfundamente in ihrem Garten reichen aus und schon das hat Leben einen ganz neuen Sinn. Dabei ist es keineswegs das Ziel, die Fachwelt davon zu überzeugen, dass die Atlantianer ihr Weltreich in ihrem Schrebergarten begründet haben; es geht einzig und allein darum, dies selber zu glauben. Um wie viel reicher ist das Leben nun plötzlich.
Sicher ist auf jeden Fall, dass der Glaube an den Mythos Atlantis sehr viel näher an der Wahrheit liegt als die Argumente und Widerlegungsversuche der Kritiker. Denn es ist nun mal so, dass jeder Mythos, egal ob Noah und seine Arche oder Siegfried und sein Drachen, auf einer wahren, versinnbildlichten Gegebenheit basiert, auch wenn dieser in fernen Vergangenheit geschah.
Bitte denken sie daran, wenn sie im nächsten Tauchurlaub in 25 m Wassertiefe einen recht altertümlichen Wegweiser mit "Atlantis 10 Meilen" erblicken.

Dienstag, April 07, 2009

Vom Wesen der Liebe

Die Liebe ... achja .. ohje ... die Liebe. Nehmen wir uns eine Minute Zeit und überlegen in Ruhe. Schon bald wird man zu der Erkenntnis kommen, dass alles, was wir tun oder lassen, aus Liebe geschieht. Dabei kann sich Liebe in ganz unterschiedlichen Formen zeigen und sich nicht nur auf Menschen oder Tiere richten. Manch einer baut eine ausgesprochen enge Beziehung zu seiner Schlagbohrmaschine oder seinem Winkelschleifer auf, wobei es so ist, dass der Liebende möglichst die ganze Welt an seinem Glück teilhaben lassen möchte. Jeder, der einmal ernstlich verliebt war, wird dies nachvollziehen können und so freut man sich, mit Ohropax gut gerüstet, über das lang anhaltende und scheinbar nicht enden wollende Glück seiner Nachbarn.
Aber nicht nur materiellen Dingen kann man leicht verfallen, auch die Liebe zu sich selbst ist sehr populär. Wie Narziss, dem eigenen Spiegelbild verfallen, setzen die in sich selbst Versunkenen alles daran, geliebt zu werden, wobei sie jedoch die Fähigkeit verloren haben, selber zu lieben. Denn selber zu lieben, heißt auch immer, ein Stück von sich selbst her zu geben, sich zu öffnen, sich angreifbar und verletzlich zu machen. Und vor allem heißt es, auch eine Niederlage in Kauf zu nehmen. "Doch ist es schöner, zu lieben und zu verlieren, als nie die Freuden der Liebe genossen zu haben" schrieb der gute alte Shakespeare in seinen Sonetten. So ist es letztlich nur eine wesentliche Eigenschaft, die der wahren Liebe vorausgeht und das ist Mut. Der Mut zum Wagnis, der Mut zur Gefahr, der Mut zum Risiko sich seinen eigenen Gefühlen zu stellen, denn das Leben ist, wie ein weiser Mann einmal sagte, nicht immer fair. Wie langweilig wäre es auch anderenfalls.
So bleibt abschließend nur noch Goethe zu zitieren, der sagte: "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben."

Sonntag, April 05, 2009

Über die Freundschaft

Wenige Begriffe haben die menschliche Kultur so geprägt wie der der Freundschaft. Man denke nur an Achilles und Patroklos, Hamlet und Horatio, Geordi und Data oder Narziß und Goldmund, wobei vor allem letztere zeigen, dass sich Gegensätze wunderbar ergänzen können. Doch was ist Freundschaft fragen sich Menschen aller couleurs immer wieder bzw. was bedeutet Freundschaft für mich? Während der Durchschnittsamerikaner die letzten 3000 Personen, mit denen er Kontakt hatte, als Freund bezeichnet, beschränkt sich dieses Privileg beim Deutschen auf einen erlauchten Kreis von einer, vielleicht zwei, handvoll Menschen. Wie wichtig Freundschaften sind, merken viele erst dann, wenn die letzten wenigen zerbrochen oder verloren gegangen sind. Freundschaften sind ein Lebenselixier, so wichtig wie Wasser, Brot und die Luft, die wir atmen. Und der beste Weg, einen Freund zu haben, sagte der amerikanische Philosoph Ralph Waldo Emerson, ist der, selber einer zu sein. Doch das ist nicht so einfach, denn den wahren Freund erkennt man erst in der Not. Jenen Menschen, dem man vertraut, der bereits ist, die eigene Gemütsruhe, ohne wenn und aber, ohne zu Überlegen, herzugeben, um zu helfen, um sich aufzuopfern und für den anderen einzustehen. Jenen Menschen, den man jederzeit anrufen kann, um bei ihm Trost und Erbauung zu finden und der vor allem zuhören kann. Zuhören und Nachfragen, zwei so einfache Dinge und doch so schwer. Ernst Zacharias sagte: "Freundschaft ist nicht nur ein köstliches Geschenk, sondern auch eine dauernde Aufgabe." Eine Aufgabe, welcher viele nicht gewachsen sind.

Freitag, April 03, 2009

Der Frühling ist da!

Endlich! Endlich ist es so weit! Der Frühling ist da! Diese lebensbejahende, wohlriechende und alle Lebensgeister aufrüttelnde Jahreszeit hat begonnen. Leider auch mit all ihren weniger schönen Nebenwirkungen. Hängende und schlaffe Glieder, die im Winter mühsam in enge Hosen und Pullover gezwängt wurden und dort den Anschein ästhetischer Proportionen hervorriefen, bahnen sich nun den Weg ins Freie. Überhängend und mit winterlicher Kellerbräune geschlagene Bäuche, lässig über der Hüftjeans getragen, fangen die Blicke verstörter und zur Augenzeugenschaft gezwungener Passanten ein. „Wozu denn ein Sixpack“, fragen sich viele stirnrunzelnd, „wenn man auch ein Fass haben kann?“.
Schlimmer kann es auch kommen, beruhigt man sich, als ein Mittvierziger den Ort des Geschehens betritt. Die Füße stecken in hochgezogenen weißen Tennissocken, welche wiederum von, wahrscheinlich geerbten, Birkenstocksandalen umschlossen werden. Nachdem sich unser Blick mühsam über die paläontologisch gehaarten Beine zu den bunten Bermudashorts hocharbeitet hat, an denen seitlich befestigt sich ein Handy in Schutzhülle befindet, bleiben die Augen spätestens am weißen ärmellosen T-Shirt haften, das einen reichhaltigen Haarwuchs unter den Armen erkennen lässt. Nach der Betrachtung dieses männlichen Parvenü mit der erotischen Ausstrahlungskraft einer Nierenkolik kommt man schnell zu der Einsicht, dass im Frühling ist alles schön ist, was dort grünt und blüht!