Mittwoch, Juli 12, 2006

Ende und aus


Gerade haben wir uns mit dem ende der WM und der schönen angewohnheit abgefunden, ohne verdacht zu erregen, einen gewissen assozialen lebenswandel zu führen, bereits zur halbzeit der nachmittagspartie das dritte bier aufzukorken, da trifft uns der nächste schlag. Jürgen "es gibt nur einen" Klinsmann ist zurückgetreten. Der held der nation, vorgeschlagen für das Bundesverdienstkreuz und kurz vor der Seligsprechung durch unseren mann im vatikan, hat das handtuch geworfen. "Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören" ist natürlich der größte quatsch, denn so etwas weiß man immer erst hinterher. Da wäre noch einiges gegangen: Europameister 2008, Weltmeister 2010, FIFA-Präsident, Halbgott, Gott ... Kaiser. Doch unser aller Klinsi hat den heimisch-kalifornischen schoß der familie vorgezogen, was durchaus auch als signal verstanden werden kann: family first!
Mit dem bundestrainer geht auch etwas von uns, ein stück gelassenheit und unkonventionalität, ein bißchen freude und inneres strahlen, unsere nationale identifikationsfigur. Als einziger trainer der WM kam unser Jürgen immer mit einem strahlenden und von vorfreude entzückten lächeln auf den platz, was uns ins gedächtnis zurückholte, dass fußball ein spiel ist und freude bereiten soll. Für den gegner ist das natürlich zermürbend, denn so kann nur jemand lächeln, der sich seiner sache sicher ist und sich etwas ganz hinterhältiges ausgedacht hat.
Mit dem ende der WM und der ära Klinsmann ist unsere schönste ablenkung vorerst geschichte und man kann (muss) sich wieder auf die eigentlichen tätigkeiten konzentrieren. Nicht das es einem geht wie Thommy Haas: Bei seinem drittrundenmatch in Wimbleton, das zeitgleich mit dem spiel deutschland gegen argentienen stattfand, musste es sich nach jedem satz beim schiedsrichter erkundigen, wie es denn gerade stehe. Und alles nur, weil sein kofferradio am spielfeldrand keinen strom mehr hatte. Dieses spiel ging, wie sollte es anders sein, für Thommy natürlich verloren.